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1. Theil 3 - S. 375

1880 - Stuttgart : Heitz
Potemkin. 375 der Große Einspruch gethan hätten. Diese wollten die nnverhält-nißmäßige Vergrößerung Rußlands nicht zugeben und drohten, den Türken beizustehen, wenn sie nicht gleich Friede machte. So ungern sie dies auch that, so mußte sie doch nachgeben, den Frieden von Jassy (1792) unterzeichnen und mit einer kleinen Vergrößerung zwischen Bug und Dniester zufrieden sein. Die Herrschaft über die Krim, welche Rußland errungen hatte, blieb anerkannt. Katharina hatte die Schwachheit, die wir auch von Elisabeth von England erzählt haben, daß sie stets einen der russischen Großen als Günstling vorzüglich auszeichnete. Keiner unter diesen hat aber eine größere Macht erhalten und tiefer auf Rußlands Schicksal eingewirkt, als Fürst Potemkin. Er stammte aus einer herabgekommenen Adelsfamilie und hatte als Wachtmeister der kaiserlichen Garde zu Pferde an der Entthronung Peters Iii. Theil genommen. Bald zog er die Aufmerksamkeit der Kaiserin auf sich, als er gleich nach ihrer Thronbesteigung sie in Uniform durch die Glieder der Garde reiten sah, an ihrem Degen keine Quaste bemerkte, und ihr die seinige knieend darreichte; er stieg nun schnell von Stufe zu Stufe, bis er von 1768 an ihr erklärter Günstling war. Er wurde in den Grafenstand, vom deutschen Kaiser in den Fürstenstand erhoben; er wurde Feldmarschall und ein Zeit lang war er der die ganze Regierung leitende Minister. Seine Macht war so unbeschränkt, daß er sich alles erlauben konnte, und Katharina selbst mit empörendem Uebermuthe behandelte. Eine Zeit lang wohnte er im kaiserlichen Palaste, und da war es nichts seltenes, daß er im Schlafrocke, mit fliegenden Haaren und mit bloßen Füßen in ihr Zimmer kam. Daß sie solche zuweilen ganz maßlose Kühnheit geduldet habe, scheint unglaublich; aber er war ihr unentbehrlich geworden. Sie wußte wohl, daß viele Große ihr gram waren, und hätte sich Potemkin zu ihnen geschlagen, so hätte das für sie sehr gefährlich werden können, während auf der andern Seite der Schrecken, mit welchem er das ganze Reich erfüllte, jeden Gedanken an Aufruhr niederschlug. Manchmal mag sie im Stillen über die Tyrannei geseufzt haben, aber sie fand in der Unbezwinglichkeit seines Wesens und in der Energie seiner Handlungsweise eine Stütze ihres Thrones. Größe der Seele fehlte ihm gänzlich; er kannte nichts höheres als äußeren Glanz, nach dem er daher gierig haschte. Dabei war es ihm eine Freude, jeden andern persönlichen Vorzug gewaltsam niederzudrücken, vor-

2. Theil 3 - S. 230

1880 - Stuttgart : Heitz
230 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*) In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten. Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten. 100. Sitten jener Zeit. Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht *) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen. **) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.

3. Theil 3 - S. 355

1880 - Stuttgart : Heitz
Theilung Polens. 355 besuch in Mährisch-Neustadt, und auch hier schieden sie als die besten Freunde. Gern hätte Joseph den König beredet, mit ihm gemeinschaftlich über das mächtige Rußland herzufallen; aber Friedrich erklärte seft, er würde seiner Bundesgenossin die Treue nicht brechen. Da nun Joseph nicht allein mit Rußland anbinden wollte, ließ er ein Heer in Polen einrücken und ohne weiteres ein Stück davon besetzen. Die nun doppelt angegriffenen Polen schrien über Gewalt, aber vergebens. Gerade um die Zeit war Friedrichs Bruder, der Prinz Heinrich, zum Besuche in Petersburg. Gegen den äußerte Katharina, Polen schiene ihr ein Land, wo man sich nur zu bücken brauche, um etwas zu nehmen. Wenn Oestreich sich ein Stück zueigne, so hätten ja die Nachbarn das Recht, ein Gleiches zu thun. Diese Rede fing der Prinz schnell auf und entwarf einen Plan, nach welchem Rußland, Oestreich und Preußen sich jedes einen Theil des unglücklichen Reichs zueignen sollte. Friedrich erkannte, wie vortheilhaft für ihn eine solche Erwerbung sein würde, und trat gern bei. Mehr Umstände machte die fromme Maria Theresia, die solche Ungerechtigkeit vor ihrem Gewissen nicht glaubte verantworten zu können; aber ihr Sohn und ihr Minister Fürst Kaunitz überredeten sie endlich, den Theilungsact zu unterschreiben. Das geschah 1772. Preußen sollte das jetzige Westpreußen erhalten, wodurch Ostpreußen erst mit den übrigen preußischen Ländern in Verbindung gesetzt wurde; Oestreich Galizien und Rußland die jetzigen Gouvernements Polozk und Mohilew. Als man den Polen ihr Schicksal bekannt machte, erschraken sie entsetzlich und versuchten zu widersprechen; aber die Drohung der drei theilenden Mächte, daß sie ganz Polen unter sich theilen würden, wenn sie nicht gleich sich unterwürfen, brachte sie bald zum Schweigen. Das unglückliche Polen war seit der Zeit der Schauplatz eines verheerenden Bürgerkrieges, bis seinem Dasein ein gänzliches Ende gemacht wurde. Die Nation hatte im Jahre 1788 abermals einen Versuch gemacht, das russische Joch abzuwerfen, da in diesem Jahre Rußland in einen Krieg mit der Türkei verwickelt war und Preußen Hoffnung auf ein Bündniß machte. Am 15. März 1790 wurde wirklich ein solches abgeschlossen und der Reichstag schickte sich an, durch eine Reihe von Reformen dem Reiche zu jener Ordnung im Innern zu verhelfen, welche ihm für die Folge auch die nöthige Kraft gegen die äußern Feinde geben sollte. Am 2. Mai 1791 ward ein Constitutionsentwurf vorgelegt, welcher das Wahlreich Polen in ein Erbreich verwandeln und der

4. Theil 4 - S. 119

1880 - Stuttgart : Heitz
Zweite H^evioöe. Port der Stiftung der heiligen Allianz bis zur Februar-Revolution X8x5—1(848. 126. Der heilige Bund. — Deutschland und Europa bis zum Congreß von Verona, 1823. 30jährigen Kriege, besonders in den letzten Jahrzehnten vor und nach der französischen Revolution schien es offenbar geworden zu sein, daß der Geist der nur auf den Vortheil berechneten Staats-kuust bei den Cabinetten, sowie bei den Völkern der Geist religiöser Indifferenz und eines leichtsinnigen Aufgebens alter Sitten mehr als einzelne Umstände und zufällige Thaten an den großen allgemeinen Unglücksfällen schuld gewesen seien. Die drei Herrscher, deren Bimdniß endlich den Folgen der Revolution Halt geboten und einen sichern Rechtszustand in Europa äußerlich hergestellt hatte, wollten sich mit diesem Ergebniß ihrer Thätigkeit nicht begnügen, sondern sie wünschten, die ganze künftige Entwickelung des europäischen Staatenlebens auf einer bessern, sittlichen Grundlage zu befestigen, und schlossen zu diesem Zweck den heiligen Bund. Derselbe sollte an die Stelle der bisherigen, nur auf Weltklugheit und Berechnung des Vortheils begründeten Politik eine christliche treten lassen, indem die Vorschriften der Gerechtigkeit, der Liebe, des Friedens sowohl der Verwaltung der Staaten im Innern, als auch der Leitung ihrer gemeinschaftlichen Angelegenheiten zu Grunde liegen sollten. Die Fürsten verpflichteten sich untereinander, die höchsten und heiligsten Zwecke der Völker und Regierungen immer zur Richtschnur ihrer Handlungen zu machen. Sie gelobten ^urch die Geschichte der europäischen Staaten nach dem

5. Theil 4 - S. 127

1880 - Stuttgart : Heitz
Räumung des französischen Gebiets. 127 auf Richelieu's beredte Vorstellungen sich überzeugen ließen, daß die Ruhe in Frankreich soweit wieder gesichert sei, um des Schutzes der fremden Armeen nicht mehr zu bedürfen. Am l. October 1818 wurde daher die Räumung des französischen Gebiets beschlossen und gleich darauf wurden auch die Bedingungen in Betreff der Schuld, welche Frankreich noch an die Mächte zu zahlen hatte, auf eine für die Besiegten sehr günstige Weise geregelt. Ludwig Xviii. wurde nun mit in den heiligen Bund aufgenommen, und dieser in der Form eines geheimen Vertrags unterzeichnet, worin die Bevollmächtigten von Oestreich, Frankreich, England, Preußen und Rußland erklärten, daß ihre Höfe fest entschlossen seien, sich in allen gegenseitigen Beziehungen niemals von dem Grundsätze der Einigkeit zu entfernen, die sie bisher geleitet habe, und der durch die christliche Verbrüderung der Souveräne untereinander unauflöslich geworden sei; daß diese Vereinigung keinen andern Zweck habe, als die Erhaltung des allgemeinen Friedens und daß die Mächte, wenn zur Erreichung dieses Zweckes besondere Zusammenkünfte nöthig würden, dieselben durch diplomatische Mittheilungen festsetzen wollten. Es war dieser Vertrag für die Erhaltung des Friedens gewiß von großer Wichtigkeit und nicht unerheblich war es, daß in Aachen auch der König von England Georg Iii. sich dem heiligen Bunde anschloß. Im Gegensatze gegen die Absichten der ftreng-royalistischen und kirchlichen Partei in Frankreich, welche an dem Grafen von Artois nach wie vor ihren Führer hatte, bildete sich nach und nach der Liberalismus innerhalb und außerhalb der Kammern wieder zu einer großem Partei heraus, und während die Liberalen kluger Weise zuerst nur die gemäßigteren Ministerien gegen jene schrofferen Royalisten unterstützt hatten, traten sie bald selbständiger und kühner gegen die Regierung auf, und in ganz Frankreich war die offene und geheime Thätigkeit ihrer Opposition bald nicht mehr zu verkennen. In die Kammern wurden nun auch schon wieder Männer von entschieden revolutionärer Gesinnung gewählt, selbst solche, welche einst im Nationalconvent für den Tod Ludwig Xvi. gestimmt hatten. Die Royalisten erkannten hierin ein Zeichen offener Feindseligkeit gegen die wieder hergestellte bourbonische Herrschaft und hörten nicht auf, den König wegen seiner vertrauensvollen Milde zu warnen. Ihre Vorstellungen erhielten eine traurige Unterstützung durch eine Mordthat, welche den Hof in seinen theuersten Hoffnungen tödtlich traf. Der Herzog von Berry,

6. Theil 4 - S. 53

1880 - Stuttgart : Heitz
Napoleon Bonaparte. 53 einzunehmen, und die Oestreichs, sie zu vertheidigen. Kaiser Franz schickte ein Heer nach dem andern, die Franzosen von da wegzutreiben; aber Bonaparte schlug sie nacheinander. Den ganzen Winter über wurde um die Stadt gekämpft, bis sie sich endlich ergeben mußte, im Februar 1797. Nun wandte sich Bonaparte gerade nach Oestreich selbst; wer sollte ihn aushalten, den Unbesiegbaren? — Keinem traute man das zu, als dem Erzherzog Karl. Geschwind wurde er aus Deutschland vom Laufe seiner Siege abgerufen und gegen Bonaparte geschickt. Aber auch er vermochte nicht, dessen Fortschritte aufzuhalten. Bonaparte drang von Süden in Oestreich ein. Hier verzweifelte man, ihm widerstehen zu können, und — schloß mit ihm einen vorläufigen Frieden, der am 17.October 1797 in einen förmlichen Frieden verwandelt wurde. Dieser wurde geschlossen in Campo Formio, einem Schlosse nahe bei Udine im Venetianischen. Oestreich mußte hier große Opfer bringen. Es verzichtete auf seine Niederlande, die nun an Frankreich kamen, trat Mailand und Mantua ab und versprach heimlich, nichts dagegen zu haben, daß Frankreich das ganze linke Rheinufer einnehme. Dagegen erhielt Oestreich das Gebiet der Republik Venedig, die, ohne selbst zu wissen, wie sie dazu kam, aufgelöst und verschenkt wurde. Bonaparte hat sich mehrmals ein solches Verfahren erlaubt; er nahm und vergab Länder, die ihm gar nicht gehörten, wie es ihm in seine Pläne paßte. Aus den in der Lombardei gemachten Eroberungen bildete er jetzt eine cisalpinische Republik, die dem Namen nach unabhängig war, in der That aber alles thun mußte, was Frankreich ihr vorschrieb. Eben so ging es mit Genua, welches er in eine lignrische Republik umschuf. Nun waren noch Rußland, Portugal, England und das deutsche Reich mit Frankreich im Kriege. Die beiden erstem Mächte verhielten sich jetzt wegen ihrer Entfernung ganz ruhig. Gegen England aber schien Frankreich nun alle seine Kräfte wenden zu wollen. Es wurde ein großes Heer an der England gegenüberliegenden Küste gesammelt, und französische Schreier verkündigten, nächstens würden ihre' Heere siegreich in London einziehen, um dem englischen Reiche eine Ende zu machen. Während dessen, daß aller Blicke nach Brest gewendet waren, wurde von Toulon aus durch Bonaparte eine Eroberung unternommen, die ganz Europa überraschte. Doch davon nachher, wenn wir erst erzählt haben werden, was bis zum Jahre 1799 in Europa vorgegangen war.

7. Theil 4 - S. 153

1880 - Stuttgart : Heitz
Nationalcongreß in Brüssel. 153 keine Truppen einrücken sollten; auch wollte er dem Könige den Wunsch der Belgier, daß ihr Land eine besondere Verwaltung erhielte, vortragen. Die Bürger dagegen versprachen Ruhe und Gehorsam; der Prinz ging nach dem Haag zurück, und für den Augenblick schien die Ruhe hergestellt, besonders als der König den Justizminister van Maanen zurückrief. Dennoch wurden die Aussichten in Brüssel bald wieder sehr kriegerisch. Die Nationalgarde wurde nach Art der Pariser eingerichtet und nahm viele unruhige Köpfe in sich auf. Auch kam ein Haufe wilder Lütticher nach Brüssel, verlangte gänzliche Lossagung von der königlichen Herrschaft und fing an, in den Straßen Verrammlungen auszuwerfen. Die Nationalgarde wurde vom Pöbel entwaffnet, und wilde Volksführer wurden an die Spitze gestellt, so daß allen guten Bürgern bange wurde und viele jetzt selbst den König aufforderten, Soldaten nach Brüssel zu schicken, um der Pöbelherrschaft ein Ende zu machen. Demnach näherte sich Prinz Friedrich der Niederlande der Stadt Brüssel. Nachdem er die ihm entgegengezogenen Belgier zurückgeworfen hatte, rückte er am 23. September 1830 vor die Stadt, erstürmte das Thor, und mit Wuth wurde nun in den Straßen bis zum Abend gefochten. Das Volk wehrte sich verzweifelt; jedes Haus war zur Festung gemacht, aus den Fenstern warf man Steine und Raketen und goß siedendes Oel und Wasser auf die Soldaten hinab. So währte der Kampf mehrere Tage ohne Erfolg. Da befahl der Prinz den Rückzug. Mit Macht griff nun die Empörung in ganz Belgien um sich. Die belgischen Regimenter fielen ab, und die Festungen des Landes, einige wenige ausgenommen, geriethen ohne Schwertschlag in die Hände der Empörer. Der Riß zwischen Holland und Belgien wurde immer unheilbarer. Der König selbst gab die Belgier auf und diese erklärten sich für unabhängig. In Brüssel trat ein Nationalcongreß zusammen, dessen Mitglieder sich über das nicht sogleich einigen konnten, was sie eigentlich wollten. Einige wünschten eine Republik, andere wollten den Prinzen von Oranien zum Regenten, noch andere einen auswärtigen Prinzen, während wieder andere für eine Vereinigung mit Frankreich stimmten. Die Mehrheit erklärte endlich das Haus Oranien auf ewige Zeiten für ausgeschlossen. Nun war zunächst die Frage, wie die künftige Grenze zwischen Holland und Belgien festgesetzt und wie die gemeinschaftlichen

8. Theil 4 - S. 155

1880 - Stuttgart : Heitz
Krieg zwischen Holland und Belgien. 155 verwarf. Zuletzt entwarf sie 24 Artikel, welche dem Frieden zum Grunde gelegt werden müßten. Belgien nahm sie an, Holland aber nicht, und so blieb auch da noch ein ungewisser, beiden Theilen nachtheiliger Zustand. Ganz sichtlich wurde Belgien von der Con-ferenz begünstigt. Besonders zeigte Frankreich eine auffallende Parteilichkeit für Belgien, seitdem der König Leopold sich mit einer Tochter des französischen Königs vermählt hatte, und zuletzt verlangten England und Frankreich, daß der König von Holland sogleich die Bedingungen annehmen sollte, welche die Belgier angenommen hatten. Wilhelm weigerte sich, weil jene Bedingungen sich mit der Ehre Hollands nicht vertrügen. Sogleich segelten die Flotten Frankreichs und Englands in die Nordsee, um die holländischen'küsten zu blockireu, und ein französisches Heer unter dem Marschall Gerard rückte in Belgien ein, um die Holländer aus der Citadelle von Antwerpen, die sie noch besetzt hielten, zu vertreiben. Die Flotten richteten nicht viel aus, weil die Winterstürme — es war im December 1832 — sie bald zur Rückkehr zwangen. Das französische Heer belagerte die Citadelle zu gleicher Zeit und griff sie mit unerhörter Gewalt an. Aber mit unerschütterlicher Tapferkeit vertheidigte sich der brave holländische General Chasse, und beide Theile überschütteten sich mit einem Hagel von Kugeln aller Art. Nach einer dreiwöchentlichen Belagerung standen die Franzosen bereits dicht am Festungsgraben und feuerten so fürchterlich auf die Wälle los, daß das Mauerwerk stückweise umherflog. Da erst ergab sich Chasse, weil ihm sein ganzer Mundvorrath verbrannt war (1833). Die Citadelle von Antwerpen war nun zwar den Holländern entrissen, aber sie behielten Maastricht noch besetzt, und der König blieb fest dabei, die geforderten Bedingungen nicht anzunehmen. So blieben im allgemeinen die Sachen noch mehrere Jahre. Beide Völker führten zwar keinen Krieg Miteinander, aber sie hatten keinen Frieden geschlossen; der Handel zwischen ihnen stockte und darunter litten beide Theile. Zwar erklärte Wilhelm von Holland 1838 seine Bereitwilligkeit, die 24 Artikel anzunehmen; aber nun weigerte sich wieder Belgien, die darin festgesetzten Bedingungen den Holländern zu gewähren. Erst am 19. April 1839 kam die wichtige Angelegenheit zu Ende. Die Niederlande und Belgien schlossen durch Vermittelung der Londoner Conserenz einen Frieden, der die Grenzen beider Länder genau bestimmte.

9. Theil 4 - S. 74

1880 - Stuttgart : Heitz
74 Neueste Geschichte. 1. Periode. Frankreich. Name eines deutschen Kaisers hatte also keinen Sinn mehr. Franz Ii. legte daher diesen Titel ab (6. August 1806), erklärte sich zum Kaiser von Oestreich und nannte sich als solcher Franz I. Er hatte von 1792 an als deutscher Kaiser regiert (t 1835). So wie von Frankreich her der Anstoß kam, daß das alte Reich zerfiel, so geschah es wiederum durch Frankreichs Ueber-muth im Jahre 1870, daß das Reich und das Kaiserthum neu erstand. 121. Krieg Preußens und Rußlands gegen Frankreich 1806—7. Eroberung Portugals 1807 und Spaniens 1808. Länger glaubte Preußen, das von Napoleon schwer beleidigt war, nicht schweigen zu dürfen. Napoleon hatte ihm bisher geschmeichelt, damit es nicht im vorigen Jahre mit Oestreich gemeinschaftliche Sache machen möchte, und jetzt behandelte er es ganz geringschätzig. Ein allgemeiner Unwille gegen ihn herrschte im ganzen preußischen Staate, und der König Friedrich Wilhelm Iii. kündigte den Krieg an. Aber das preußische Heer war nicht mehr, was es unter Friedrich dem Großen gewesen. Die Soldaten hatten kein Vertrauen zu ihren Offizieren, und diese wieder nicht zu ihrem Feldherrn, dem alten Herzoge von Brannschpieig. Gleich beim ersten Zusammentreffen bei Saalfeld fiel der talentvolle Prinz Ludwig Ferdinand von Preußen im Kampfe, ein böses Vorzeichen, und als es am 14. October 1806 zur Schlacht von Jena und Anerstädt kam, erlitten die Preußen eine unerhörte Niederlage, wobei der Herzog von Braunschweig tödtlich verwundet wurde. Das Heer wurde fast gänzlich zerstreut, die einzeln fliehenden Heerhaufen von den Franzosen unablässig verfolgt und endlich gefangen genommen. Das Traurigste war aber die Feigheit und Verrätherei, mit welcher die meisten preußischen Commandanten ohne Gegenwehr, oder nur nach einer sehr unbedeutenden, die ihnen anvertrauten Festungen (Erfurt, Magdeburg, Stettin, Küstrin u. a.) mit unermeßlichen Kriegsvorräten den Franzosen.öffneten. Wie ein verheerender Strom überschwemmten diese die'preußischen Provinzen; Napoleon hielt höhnend seinen Einzug in Berlin. Auch das Kurfürstenthum Hessen hatte er ohne Kriegserklärung als gute Prise weggenommen. Am schmählichsten war aber, daß er sich selbst dazu herabließ, die preußischen Polen gegen ihren Landesherrn aufzuwiegeln. Die Polen hatten lange ungern dem

10. Theil 4 - S. 256

1880 - Stuttgart : Heitz
256 Neueste Geschichte. 3. Periode. Orientalischer Krieg. Batterien forcirten. Die Türken begannen ihre Angriffsbewegungen am 25. mit dem Stromübergange bei Widdin, um sich bei Ka-lasat zu verschanzen. Fast gleichzeitig geschahen Angriffe auf die übrigen Donauübergänge bei Kalarasch, Giurgewo und Olte-nizza zum Theil mit gutem Erfolg, überall unter für die türkischen Waffen nicht unrühmlichen Gefechten. Auch in Asien begann der Krieg unter glücklichen Auspicien für die Türken, indem sie durch einen nächtlichen Ueberfall das etwa zehn Stunden von dem türkischen Hafen Batum in Transkankasien liegende Fort St. Nikolaus oder Schefketil nahmen und fünf Stürme der Russen, welche das Fort zurückerobern wollten, mannhaft zurückschlugen. Die Welt war erstaunt über diesen Anfang eines Krieges, für welchen Rußland sich seit Jahren militärisch und diplomatisch gerüstet hatte und man war geneigt, die Kriegstüchtigkeit der Türken jetzt eben so sehr zu überschätzen, als man sie vorher gering geachtet hatte. Doch setzte fürs erste die eintretende schlechte Witterung den Kriegsoperationen an der Donau ein Ziel, und die europäische Diplomatie machte einen neuen Versuch zur Aussöhnung, indem die Gesandten Frankreichs, Englands, Oestreichs und Preußens am 5. December in Wien eine an die Pforte gerichtete Collectiv-note unterzeichneten, wo sie dieselbe aufforderten, die Bedingungen anzugeben, unter welchen sich die osmanische Regierung zu Anknüpfung von Friedensunterhandlungen verstehen wollte, während sie selbst sich in einem Protokoll „zur Aufrechthaltung der Integrität der Pforte" verpflichteten. Indeß trat ein Zwischenfall ein, der alle Friedensaussichten über den Haufen warf. — In Asien hatte sich das Schicksal der Schlachten gegen die Türken gewendet und am 30. November ward die türkische Flotte des Schwarzen Meeres im Hafen von Sinope von dem Admiral Nachimow angegriffen und nach verzweifelter Gegenwehr in die Luft gesprengt, bis aus den kleinen Dampfer „Taif", welcher die russische Schlachtlinie durchbrach und die Unglückspost nach Constantinopel brachte. Dieser Sieg der ■, Russen, fast angesichts der vereinigten Flotten erfochten, ward in Paris und London wie eine Verhöhnung der eigenen Seemacht betrachtet, und da nunmehr auch die Nachricht eintraf, daß der russische Einfluß in Persien die Oberhand gewonnen und der englische Gesandte Teheran verlassen habe, sah sich das englische Cabinet Aberdeen zu energischeren Maßregeln genöthigt. Diese bestanden in einer an Rußland erlassenen Erklärung, daß die beiden
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